Der 62. Ordentliche Medizinische Fakultätentag (MFT) beendet seine diesjährige Sitzung in Bonn vom 14. - 16. Juni mit fünf Grundsatzresolutionen zu den geplanten Änderungen in der deutschen Hochschulmedizin.
Der Forderungskatalog befasst sich mit
der Verteilung von Mitteln für Forschung und Lehre in den verschiedenen Bundesländern,
der bundesweiten Einführung des neuen Vergütungssystems in der Krankenversorgung
ab dem Jahre 2003, der Reform der Professorenbesoldung und des Dienstrechts
sowie der weitreichenden Reform des Hochschulrahmengesetzes. Als wesentliche Beratungsinstitution
für die politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit der Entwicklung
der deutschen Hochschulmedizin bezieht der MFT damit eindeutig Stellung für eine
weitreichende Reform der universitären Medizin. Zur bevorstehenden Verabschiedung
der neuen ärztlichen Approbationsordnung, die ebenfalls Gegenstand der diesjährigen
Tagung war, wird der Präsident des Medizinischen Fakultätentages und Dekan des
Fachbereiches Humanmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Prof.
Gebhard von Jagow, die Haltung des MFT in einem Gespräch mit Bundesgesundheitsministerin
Ulla Schmidt und Bundeskanzler Schröder am 2. Juli in Berlin darlegen.
In der vorgesehenen Reform des Hochschulrahmengesetzes wird die alleinige Festlegung
auf Juniorprofessuren mit gleichzeitiger Abschaffung der Habilitation als akademischer
Qualifizierungsweg vom MFT abgelehnt. „Die breite strukturelle und fachliche
Differenzierung der Hochschulmedizin erfordert mehrere flexible Qualifizierungswege.
Die alleinige Festlegung auf Juniorprofessoren kann den Anforderungen der klinischen
Medizin nicht gerecht werden“ erläutert von Jagow die Forderung des MFT, die Habilitationen
als zusätzlichen Qualifizierungsweg zu erhalten. Eine Reform der Professorenbesoldung
wird vom MFT insbesondere unter Berücksichtigung leistungsbezogener
Kriterien befürwortet. Allerdings wird die vorgesehene Grundvergütung als zu niedrig
und die Grenzen der geplanten Leistungszulagen als zu eng gesehen, um die weitere
Abwanderung von akademischen Spritzenkräften aus den Universitäten zu verhindern.
Die geforderte Änderung in der Verteilung von Landesmitteln für Lehre und Forschung
überträgt diese Aufgabe in die Zuständigkeit und Verantwortung der Fakultäten und
Dekane. „Diese Strukturänderung wird vom MFT befürwortet, da so sichergestellt werden
kann, dass diese Mittel tatsächlich für Forschung und Lehre eingesetzt werden. Bei
den ohnehin sehr heterogenen Budgetvorgaben der einzelnen Bundesländer kann so die
Lehre und Forschung in der universitären Medizin gezielter gefördert werden“ erläutert
von Jagow, die Position des MFT.
Auch zur 2003 geplanten bundesweiten Einführung der DRGs (Diagnosis Related
Groups) als neues pauschaliertes Vergütungssystem in der Krankenversorgung, bezieht
der MFT Stellung: „Grundsätzlich befürworten wir die Einführung der DRG´s sofern
sie zur besseren Abbildung und Finanzierung der besonderen Leistungsstrukturen der
Spitzenmedizin an den Universitäten beitragen. Allerdings sind hierzu wesentliche
Nachbesserungen erforderlich“ kommentiert von Jagow. Insbesondere die enge Kooperation
mit den medizinischen Fachgesellschaften, verbesserte Finanzierungsregelungen
sowohl für die Behandlung multimorbider, schwerkranker Patienten als auch für
innovative Entwicklungen sowie eine klare Regelung der ambulanten
Anschlussbehandlung durch die Universitätsklinika zählen zu den Forderungen der
Nachbesserungen.
Bei der Reform des Dienstrechts fordert der MFT, die Einwerbung von Drittmitteln für
die Forschung als Dienstaufgabe der Hochschullehrer zu definieren. „Nur so können wir
tatsächliche Rechtssicherheit für die Wissenschaftler bei der Verwendung von Mitteln
Dritter herstellen“ begründet von Jagow diese Resolution des MFT.
Der Medizinische Fakultätentag ist als ständige Konferenz der Medizinischen Ausbildungs-
und Forschungsstätten wesentlich mit der Beratung und Wahrnehmung der gemeinsamen
Anliegen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Administration und Öffentlichkeit
befasst. Als Gremium der medizinischen Fakultäten der deutschen Universitäten
nimmt er aktiv an aktuellen Gestaltungsprozessen des Gesundheitswesens und der
medizinischen Ausbildung teil.
Frankfurt am Main, 19. Juni 2001
Prof. Dr. med. Gebhard von Jagow
Präsident des Medizinischen Fakultätentages